Die Infobörse für aktive Rockmusiker(innen)

Das Schlagzeug 

 

Was es bedeutet, Schlagzeug zu spielen, wurde mir zum ersten Male eigentlich so richtig klar, als ich am 25. Juni 1966 in der Essener Grugahalle saß und dem Auftritt der Beatles entgegenfieberte.

 

Um mich herum kreischten ca. 8000 Teenys, was das Zeug hielt. Die allgemeine Hysterie wurde noch dadurch gesteigert, dass der Saalansager jeweils nach dem Auftritt der diversen Vorgruppen Hofmeldungen verbreitete: "Gerade wurde der Sonderzug der Beatles bei Siegen gesichtet ... Paul hat soeben im Speisewagen eine Cola getrunken". So ähnlich lauteten die Meldungen, die jedes Mal die Halle erbeben ließen. Endlich begann man mit dem Bühnenumbau für die Beatles. Das wohl bekannte Set aus Vox-Verstärkern und Mikrofonstativen stand, da hob ein Roadie Ringos Schießbude mit dem berühmten Beatles-Logo auf dem Bass-Drum-Fell auf das Podest. Wäre es in diesem Augenblick zum Einsturz der Hallendecke gekommen, ich hätte mich nicht gewundert.

 

Da stand es nun, das berühmteste aller Schlagzeuge, Marke Ludwig, in der grau melierten Farbgebung. Da ich gerade meine musikalische Karriere als Schlagzeuger in einer Schülerband begonnen hatte, sah ich das alles mit den Augen des aufstrebenden Drummers. Ein derartiges Schlagzeug-Set war mein Traum. Als ich ihn mir hätte finanziell erfüllen können, war ich aber schon auf die Gitarre umgestiegen. Aus heutiger Sicht war dieses Ringo-Schlagzeug eine recht spartanische Ausgabe, auch die Anordnung der Einzelteile war spieltechnisch ungünstig. Aber dennoch, so musste es damals sein ...

 


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Schlaginstrumente (historischer Hintergrund)   top

 

Schlaginstrumente gehören sicher zu den ältesten Instrumenten der Menschheit. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass schon die Urmenschen Stäbe, Knochen oder Steine aneinander geschlagen haben, um Laute zu erzeugen. Diesen Urtrieb des "Schlagzeugspiels" kann man bei jedem Kleinkind beobachten: Hat es irgendeinen Stock zur Verfügung, wird es alsbald damit schlagen. Wenn es dann zufällig den leeren Sandeimer trifft und ein entsprechend hohler Klang entsteht, so wird es diesen Vorgang mit Begeisterung viele Male wiederholen.

 

Aus überlieferten Darstellungen des Altertums lässt sich zweifelsfrei beweisen, dass es bereits vor 4000 Jahren in Ägypten und Mesopotamien Trommeln gegeben hat. Bei vielen Eingeborenenvölkern haben Forscher die große Bedeutung von Trommeln beobachtet. Zum Teil haben sie magische Kräfte, zum Teil dienen sie den Ritualen oder der Nachrichtenübermittlung.

 

Selbst die Trommelform ist schon vorgegeben und hat sich kaum verändert. Der runde Körper aus Holz (einem ausgehöhlten Baumstamm) und das darüber gespannte Fell bringen eine mehr oder weniger große Luftsäule zum Klingen.

Dieses Prinzip lässt sich uneingeschränkt auf unsere modernen Drums übertragen. So besteht das heutige Schlagzeug aus einer Mischung von Membranophonen und Idiophonen. Membranophone sind Instrumente, bei denen der Ton durch das Schlagen auf eine gespannte Haut oder Membran und die sich daraus ergebende Resonanz der darunter liegenden Luftsäule erzeugt wird. Idiophone sind so genannte Selbstklinger, das heißt, das Material aus dem diese Instrumente hergestellt werden, klingt von selbst, wenn man es anschlägt.

 

Die Membranophone unseres Schlagzeugs sind also die mit Plastikfellen (früher waren es noch Naturfelle) bespannten Trommeln, die Idiophone sind die Becken. Seit dem 18. Jahrhundert sind solche Schlaginstrumente Bestandteil der Orchester in Europa. Auch in Militärkapellen fanden sie immer mehr Beachtung, weil sich wohl zu einem strammen Rhythmus besser marschieren ließ. Das Besondere an solcherlei Einsatz der Schlaginstrumente ist, dass jedes einzelne von ihnen von einem Musiker gespielt wird. In unseren Symphonieorchestern kann man das immer noch so beobachten.

 

Mit dem Aufkommen anderer Musikformen wie Blues und Swing zu Beginn dieses Jahrhunderts wandelte sich dann auch der Einsatz des Schlagwerks, ebenso wie die Bedienung. Nun wurden die einzelnen Elemente wie Große Trommel, Kleine Trommel und Becken zusammen aufgestellt, und ein Musiker spielte mehrere gleichzeitig. Das hatte große Vorteile, weil nun mehrere Rhythmusteile beim Schlagzeuger zu einem komplizierten Gesamtrhythmus verschmelzen konnten. Das bedeutet aber auch, dass dem Schlagzeuger fortan eine große Verantwortung beim Gesamtklang zukam.

 

So war denn das Drum-Set aus den Jazz- und Bigbands, aus den Swingcombos und Tanzkapellen nicht mehr wegzudenken. Der Drummer wurde zum viel beschäftigten Schwerstarbeiter. Nicht nur seine beiden Hände, sondern auch seine Füße kamen voll zum Einsatz. Für die Füße hatten sich die Trommelbauer geniale Maschinen ausgedacht. Einmal war da die Fußmaschine für die große Trommel. Trat man auf dieselbe, so schlug der daran befestigte Paukenschlägel gegen das hintere Fell der Großen Trommel. Aber auch den Orchestermusiker, der immer die Becken aneinander schlug, musste unser Drummer ja ersetzen. Dazu diente die zweite Maschine, die Hi-Hat oder - wie sie früher hieß - Charleston-Maschine. Mit ihr konnte er nun tretend zwei Becken gegeneinander deckeln und das rhythmische Geflecht komplett machen. Und während der Trompeter durchaus mal ein Pause machte, musste unser Schlagzeuger ohne Halt weiterspielen.

 

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Auch in den Rockbands ist der Drummer durchgängig beschäftigt. In der Grundstruktur ist auch der Schlagzeugaufbau seit Jahrzehnten gleich geblieben. Natürlich hat man die Formen und die technischen Bestandteile enorm weiterentwickelt. Probleme wie Standfestigkeit, Haltbarkeit oder Stimmbarkeit sind für moderne Drummer keine Frage mehr. Und es wird weiterentwickelt. Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass ein Becken auch knallrot oder Ständermaterial schwarz sein könnte? Oder dass man die vielen Ständer überhaupt einsparen und alles an ein Gerüst hängen kann? Oder dass man mit einem Doppelpedal den Effekt einer doppelten Bassdrum erzielen kann, obwohl nur eine da steht? Bei aller Technik: Entscheidend ist, was der Drummer dahinter bringt.

 


Das Set   top

 

Grob betrachtet besteht ein Drum-Set aus drei Gruppen von Teilen: den Kesseln und Becken und den zugehörigen Halterungen und Ständern, der so genannten Hardware. Vor Jahren habe ich mal mit einem Freund ein Schlagzeug völlig zerlegt, um die Kessel neu zu lackieren. Da erst habe ich gemerkt aus wieviel Einzelteilen diese Instrument besteht. Lies dir einmal in Musikerzeitungen die Testberichte über Drums durch, dann bekommst du einen guten Eindruck von den wichtigen Konstruktionsmerkmalen und Eigenschaften eines Schlagzeugs.

Drum-Set von Slingerland

 

Für den Aufbau eines Drum-Sets haben sich im Laufe der Zeit bestimmte Standards herausgebildet. In der Regel besteht es aus Bassdrum, Hängetom(s), Standtom(s), Ride- und Crashbecken und Hi-Hat (die Begriffe werden noch erklärt). Natürlich ist auch jede andere Zusammenstellung denkbar, die dazu führt, dass man auf seinem Instrument zu Höchstleistungen in der Lage ist. Man sollte immer daran denken, dass alle Teile so zueinander gestellt werden, dass beim Spiel ein möglichst geringer Kraftaufwand nötig ist. In den 60er Jahren war es mal unter Drummern üblich, alles ziemlich extrem aufzubauen. Die Becken weit weg, die Toms reichlich hoch usw.. Das sah dann zwar sehr gigantisch aus, führte aber schnell zu Ermüdungszuständen, was man dann auch merkte.

 

Ergänzen lässt sich ein Drum-Set gut durch diverse Percussioninstrumente wie Bongos, Holzblock, Schellenring oder Kuhglocke. Gerade die Kuhglocke verschafft einem Rocksong - an der richtigen Stelle eingesetzt - den richtigen Drive. Man sieht in Konzerten oft, dass auch Sänger dieses Teil bedienen. Mit solchen Feinheiten kann ein guter Drummer manchmal mehr erreichen als mit einer ganzen Batterie von Toms.

 


Kessel   top

 

Grundlage der Kesselkonstruktion ist immer ein kreisrunder, mehr oder weniger großer Zylinder, dessen obere Öffnung durch das Schlagfell und dessen untere Öffnung durch das Resonanzfell abgedeckt wird. Beide Felle werden mit stabilen Spannreifen auf den Kessel geschraubt, an dem Schraubböckchen befestigt sind. Je nach Anzug der Schrauben können die Felle gespannt und damit gestimmt werden.

 

Die Kessel selbst bestehen bei den Toms und der Bass-Drum aus mehrschichtig verleimten Hölzern (ca. 7-9 Lagen). In den Kesseln befindet sich immer ein kleines Luftausgleichsloch. Die Snare-Drum wird oft auch aus Ganzmetall gefertigt, verchromtem Stahlblech, Kupfer oder gar Aluminium. Die unterschiedlichen Metalle bewirken immer einen ganz eigentümlichen Klang.

An den Kesseln sind dann jeweils mit Schrauben die Böckchen und Halterungen befestigt. Je höher die Anzahl der Stimmböckchen ist, desto besser und ausgewogener lässt sich das Fell spannen und stimmen. Wichtig ist es, dass bei dieser Art Technik die Schrauben und Muttern auch nach langem und heftigem Gebrauch der Drums ihren festen Sitz behalten, sonst rappelt es bald mächtig. Und welcher Drummer hat schon Lust, dauernd sein Set auseinander zu nehmen, um die Schrauben nachzuziehen?

 

Die Kesselbauweise sollte so sein, dass an den Auflagerändern der Felle keinerlei Unebenheiten sind. Die Felle müssen total eben aufliegen. Das ist sehr wichtig für das Klangverhalten und die Haltbarkeit. Beim Schlagzeugkauf sollte man sich nicht scheuen, die Felle abzuschrauben und die Kessel von innen anzuschauen. Nicht immer ist das Selbstverständliche auch tatsächlich gegeben. Dabei kann man sich gleichzeitig die Sorgfalt der inneren Kesselverarbeitung ansehen. Bei einem guten Schlagzeug sind die Kessel von innen gegen Feuchtigkeit geschützt und meist mit einer rauen Beschichtung versehen, die gegen störende Resonanzen wirksam ist.

 

Auch ist darauf zu achten, ob die Kessel wirklich rund sind und die Schichten nahtlos übereinandergeleimt wurden, mit einem unmerklichen Übergang. Dabei kann man so manche Überraschung erleben, wenn man nicht aufpasst. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass heutige Markendrums auch in den unteren Preisklassen eine durchweg gute Fertigungsqualität aufweisen.

 


Bass-Drum-Schichten

 

Die Snare   top  

 

Die Snare oder Kleine Trommel oder Konzerttrommel heißt so, weil sie sich von den anderen Kesseln dadurch unterscheidet, dass man durch eine Hebelmechanik quer über das untere Resonanzfell einen Spiralteppich spannen kann. Schlägt der Drummer nun auf das Schlagfell, so reagiert das Resonanzfell sofort, und der darauf aufliegende Spiralteppich rasselt mit. Je nachdem, wie sehr man den Teppich spannt, kann dieses Rasseln sehr trocken und kurz oder sehr ausgedehnt und verwaschen klingen.

 

Diese Besonderheit und auch ihr Standort inner halb des Sets machen die Snare sozusagen zur Zentrale des Ganzen. Die Arbeit an der Snare entlarvt schnell, ob der Drummer etwas kann oder nicht. Ein Könner bewirkt an der Snare mehr als ein Dilettant an einem zwanzigteiligen Drum-Set. Der Schlag auf die Snare hebt sich innerhalb einer Band immer aus dem Klangbild heraus und hat so etwas wie eine Signalwirkung. Wirbel klingen durch den Spiralteppich auf der Snare anders als auf Toms, so dass an ihr eine feinere Arbeit geleistet werden kann.

 

Die Bedeutung eines guten Snare-Ständers sollte man hervorheben. Er muss äußerst standfest sein. Die Snare muss in alle Richtungen eingestellt werden können, um ihre Neigung den individuellen Wünschen anpassen zu können. Das Gleiche gilt auch für den Drummersitz. Da sieht man manchmal bei Amateurgruppen die abenteuerlichsten Sitzgelegenheiten. Wenn du bedenkst, wie lange du beim Üben oder auch bei einem Auftritt darauf sitzen musst, dann sollte dir das deinem Rücken zuliebe schon ein paar Mark wert sein.

 

Ob man eine Metall- oder eine Holzsnare wählt, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks im Hinblick auf den Grundklang. Metallsnares klingen im Allgemeinen heller und durchdringender. Holzsnares haben wärmere Klangeigenschaften. Auch die Kesseltiefe hat ihre Bedeutung. Sie wird in Zoll angegeben. Es gibt sehr flache Snares. Sie waren in den 60er Jahren üblich, werden aber jetzt wieder modern. Sie entfalten natürlich kein großes Klangvolumen. Auf der anderen Seite gibt es Snares, die so tief wie Hängetoms sind und im Klang einen ganz schönen "Bauch" bringen.

 

Du solltest überlegen, welcher Grundklang am besten zu der Musik passt, die du spielen möchtest und danach einige Snares testen. Vielleicht ist es für spätere Entwicklungen auch nicht übel, eine Snare zu kaufen, die eher universell ist. Du solltest dich aber keinesfalls mit der Snare zufrieden geben, die dir der Musikhändler mit dem Komplettset verkaufen will. Diese muss nicht die Beste sein. Dazu ist die Snare als Instrument zu wichtig. Oft ist es auch so, dass man sein Drum-Set verkauft, um sich zu verbessern. Eine einmal gekaufte Spitzensnare aber behält man sein Drummerleben lang, man hat dadurch keine Verluste bei Verkauf und Neukauf.

 

Was eine Snare teuer macht, ist die Art der Konstruktion, mit der der Spiralteppich vom Resonanzfeil abgehoben wird. In der Geschichte der Snare gibt es einige Beispiel für den Erfindungsgeist der Trommelbauer, etwa bei der legendären US-Firma Rogers Drums. So wurde der Spiralteppich der Rogers Dynasonic Snare durch einen massiven Gussrahmen gehalten. Das muss man als Drummer einfach mal gesehen haben: Rogers Snare.

 

Die exklusivste Möglichkeit ist die der echten Parallelabhebung. Dabei geht vom Bedienhebel ein Gestänge quer durch die Snare zur gegenüberliegenden Seite, wo noch einmal die entsprechende Vorrichtung angebracht ist. Wenn man also auf der einen Seite den Hebel bewegt, so bewegt er sich auf der anderen ebenso und der Teppich kann äußerst genau und gleichmäßig abgehoben bzw., aufgelegt werden. Mittels einer Stellschraube kann zudem die Teppichspannung feinreguliert werden. Eine weitere Art ist die Pseudo-Parallelabhebung. Bei ihr wird mit dem Umlegen des Bedienhebels durch den entstehenden Zug oder die Entlastung eine gegenüberliegende Federvorrichtung ausgelöst. Schließlich gibt es noch die einfache Spannvorrichtung, bei der der Spiralteppich einfach ge- oder entspannt wird. Das kann manchmal dazu führen, dass die Sache insgesamt ausleiert, wenn der Teppich durch die Feinregulierung zu sehr angespannt wird. 

 

Ludwig-Snare mit echter Parallelabhebung Snare mit Kupferkessel

 

Bei modernen Snarekonstruktionen wird für den Teppich in die Fellauflage eine Einbettung eingearbeitet, so dass die Spirale absolut eben auf dem resonierenden Teil des Felles aufliegt. Bei den Snares ist es fast immer nötig, sie ein wenig abzudämpfen, damit der Sound knackig und trocken wird. Aber erst, nachdem man sie sorgfältig gestimmt hat! Vielleicht ist dann das Dämpfen schon überflüssig. Falls nicht, reicht es, wenn man etwas Klebeband (Gaffa-Tape) an den Rand des Schlagfells klebt. Oder man nimmt ein kaputtes, altes Fell und schneidet daraus einen Kreis aus, wobei am Rand 3-4 cm stehen bleiben. Den Fellreifen schneidet man natürlich vorher ebenfalls ab. Den so erhaltenen Fellring legt man einfach auf das Schlagfell auf und erreicht so die Dämpfung. Probier mal ein wenig damit!

 

Für die aufwändigsten Snares kann man gut 600-800 Euro ausgeben, ein Preis, zu dem man auf der anderen Seite schon ein preiswertes komplettes Schlagzeug (ohne Becken) bekommt.

 

 

 

   

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